Chronik der Familien Grulich

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Aus Richard Hermann I Leben:
(Nach einem Entwurf von Curt Grulich in Düren vom Januar 1944)


Unser Vater - Richard Hermann I Grulich - wurde geboren am 20. August 1840 zu Saathain, einem Dorfe im Kreise Liebenwerda, als Sohn des Pfarrers Anton Grulich und seiner Ehefrau Clara Bianka Thusnelda, geborene Engelhardt.

Im Jahre 1847 siedelte die Familie nach Elsnig bei Torgau über. Im dortigen Pfarrhause erhielt Richard Hermann seinen Elementarunterricht von seinem Vater Anton Grulich. Dieser scheint sich darf reichlich Zeit genommen zu haben, denn erst mit 12 Jahren wurde der Junge auf das Torgauer Gymnasium geschickt.

Nach Richards Erzählungen hatte er in diesen Jahren Muße, sich von dem "Pastorknecht", dem die Bearbeitung der Pfarrländereien oblag, in die landwirtschaftlichen Arbeiten in Garten und Feld einführen zu lassen, auch die nähere und weitere Umgegend mit offenen Augen und offenen Herzen zu durchstreifen.

Mit Humor erzählte er, wie sie beide - er als kleiner Junge und der "Pastorknecht" - eines Tages an einem Straßenübergang der offenbar nicht allzunahen Eisenbahn neugierig das Herannahen eines noch nie gesehenen Zuges erwarteten. Als das fauchende Ungetüm herankam, stoben sie voll Schreck in wilder Flucht davon.

Aus jenen Jahren nahm Vater eine gute Kenntnis der Pflanzen- und Tierwelt mit ins Leben, woran seine Kinder in jungen Jahren profitieren durften. Auch seine große Liebe zu Gartenarbeiten führt offenbar von jener Zeit her. Bis in seine sechziger Jahre widmete er sich, wenn es die Verhältnisse einigermaßen gestatteten, in seinen abendlichen Mußestunden einer für den Hausbedarf recht erfolgreichen Gemüse-, Obst- und Blumenzucht. Ich erinnere mich nicht , von Vater gehört zu haben, ob er während seiner Gymnasialzeit in Torgau in Pension war, oder ob er täglich von Elsnig aus die Schule besuchte.

Wie es im allgemeinen dem damaligen Werdegang eines künftigen Ingenieurs entsprach, verließ er das Gymnasium mit dem Einjährigen-Zeugnis und bezog 1857 das "Polytechnikum" zu Dresden. Gegen Ende seiner Studienzeit starb sein Vater im Jahre 1860.

Bei der geringen Witwenpension der Mutter - hatte doch das Pfarrgehalt des Vaters nur 250 Taler in bar (außer den damals noch üblichen nicht pensionsfähigen erheblichen Naturalbezügen) betragen - konnte er sein Studium nur beenden durch die tatkräftige Hilfe seiner Tante, der Schwester seiner Mutter. Sie war die Witwe des Stadthauptmannes Schwägrichen in Leipzig und lebte dort in guten Verhältnissen.

Von ihr, als der "Tante Hauptmann", sprachen die Eltern bis an ihr Lebensende stets in der anerkennendsten Weise. War sie doch auch unserer Mutter in den ersten Jahren ihrer Ehe eine gütige ältere Freundin. Die Eltern haben ihr Scheiden - sie starb leider schon im Anfang der siebziger Jahre - aufrichtig betrauert.

Die Tante, Agnes Schwägrichen, ermöglichte es unserem Vater auch, im Jahre 1861als Einjährig-Freiwilliger seiner Militärdienstpflicht in Torgau beim 72ten Infanterie-Regiment zu genügen.

Ihr Stiefsohn, J. Robert Ulisch, war Inhaber einer kleinen Maschinenfabrik in Leipzig. Da er leidend war - er starb früh, wie es scheint an Tuberkulose - berief die Tante unseren Vater als technischen Leiter an diese Fabrik. Nach Ulischs Tode wurde die Fabrik aufgelöst und der Vater übernahm 1867 eine Anstellung im Gasfach in Stendal und im folgenden Jahre bei der Firma Hirzel in Leipzig, die meines Wissens heute (1944) noch besteht. Sie erstellte damals Ölgasanstalten in einer Reihe von Städten, wohin der Vater öfters lange Reisen zu ihrer Einrichtung zu unternehmen hatte.

Im Jahre 1869 verheiratete er sich mit unserer Mutter. Johannes Therese Heine war die Tochter des angesehenen Schiefer- und Ziegeldeckermeisters Johann Gottlob Heine in Halle a.d.S. Dieser war in der Kindheit unserer Mutter ein reicher Mann gewesen. Außer seinen gut gehenden Dachdeckergeschäft besaß er nicht unbedeutende Ländereien und Steinbrüche. Aber in den geschäftlichen Wirren an der preußisch-sächsischen Grenze in den ersten Wochen des Krieges 1866 ging sein ganzer Besitz verloren.

Tatkräftig arbeitete er sich wieder in die Höhe, aber es dauerte immerhin Jahre, bis er es wieder zu, wenn auch bei weitem geringen Wohlstand gebracht hatte. Damals, als sich unsere Eltern kennen lernten, hatte Meister Heine noch immer mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Tochter Johanna faßte daher tapfer den Entschluß, den Eltern eine Stütze zu sein. Sie trat als Elevin in Leipzig in ein Putzmachergeschäft ein. Was sie dort lernte, ist ihr später für sich und ihre 5 Töchter sehr zu statten gekommen.

Unsere kindlich neugierigen Fragen danach, wie in Leipzig ein gütiges Geschick die Eltern zusammenführte, sind begreiflicherweise nie restlos beantwortet worden. Kurz, am 30. März 1869 war die Hochzeit in Halle und am 19. Januar 1870 wurde in Plagwitz bei Leipzig prompt unser ältester Bruder Richard geboren.

Wenige Monate darauf wurde der Vater zum Kriegsdienst einberufen. Aber es war dem 30jährigen "Sekondeleutnant" der Landwehr nicht vergönnt, sich Kriegslorbeeren zu erwerben. Zu seinem Leidwesen und zu Mutters stiller Freude erschöpfte sich sein Wehrdienst in der Bewachung französischer Kriegsgefangener auf der Festung Magdeburg.

Ein Jahr nach Beendigung des Krieges gründete Vater in Plagwitz eine kleine Maschinenfabrik, die aber im Jahre 1876 durch die Untreue seines Geschäftsteilhabers fallierte.

Er übernahm nun eine Anstellung als leitender Ingenieur an dem sogenannten "Wasserwerk" in Höchst am Main. Dort wurden Pumpen und zugehörige Maschinen hergestellt. Schon Ende 1877 gab er diese Stelle auf, ich weiß nicht aus welchem Grunde.

In Höchst war ihm das 6. Kind, die Tochter Else, geboren worden. Nun verzogen die Eltern nach Augsburg, wo Vater als Ingenieur in die bedeutende Maschinenfabrik von L.A. Riedinger eintrat. Die Familie war noch klein - vier Söhne hatte ihm unsere Mutter in der Plagwitzer Zeit geschenkt, außer des schon erwähnten Richard, Kurt Oskar, der bereits am 11.09.1871 wieder gestorben war, Kurt (geboren auf einer Reise in Koblenz), Hans und Alexander, der wenige Monate alt bereits am 11.07.1875 wieder verstorben war.

Das Einkommen war ausreichend , und so floß das Leben einigermaßen behaglich dahin, auch noch, als in Augsburg unsere beiden Schwestern Olga und Frieda hinzukamen.

Ich erinnere mich noch heute gern, wie uns Mutter mit ihrer schönen Altstimme manch hübsches Lied vorsang. Vater war seinen Kindern ein stets freundlicher Helfer und Kamerad bei Spiel und Basteleien. Spaziergänge mit dem Vater und Ausflüge in die Umgebung der Stadt - Mutter betreute indes sorglich ihre Kleinen - waren für uns stets eine Quelle großer Freude.

Als aber Vater durch den unerwarteten Tod des Inhabers der Fabrik, des alten Finanzrates Riedinger, seine Stellung verlor, begann eine lange Reihe von sorgenvollen Jahren für die Eltern. Mit der nun schon zahlreichen Kinderschar sah sich Vater gezwungen, um nicht längere Zeit erwerbslos zu sein, zu wiederholten Malen in den nächsten Jahren Stellungen bei minderwertigen Betrieben anzunehmen.

So siedelte er 1879 von Augsburg nach Köln über als Ingenieur an der kleinen Maschinenfabrik von Fleischer. Noch vor Ablauf eines Jahres kam es zu einem Zerwürfnis mit Fleischer und Vater geriet nun Monate lang mit seiner achtköpfigen Familie in tiefstes Elend.

Mit schlecht bezahlten Handarbeiten ernährte die Mutter die Familie, während Vater schlecht und recht den Haushalt versorgte. Wochenlang war manchmal die einzige Nahrung Mehlsuppe mit Schwarzbrot und Cichorienkaffee. Die Verwandten der Eltern in Halle linderten die Not ein wenig. Aber sie waren selbst in bescheidenen Verhältnissen und konnten sich auch das ganze Elend der fast verhungernden Familie im fernen Köln nicht vorstellen.

In jener schweren Zeit ging ein großer Teil der Lebensenergie unseres Vaters zu Bruch. Waren doch auch die folgenden Jahre noch öfter mit schier ausweglosen Sorgen und Kümmernissen angefüllt, die den Eltern auch nicht den geringsten Lebensgenuß gestatteten. Sie mußten die jüngeren Kinder beim Heranwachsen in unsren Vater den einst so freundlichen, stets hilfsbereiten Kameraden leider entbehren. Zwar sorgte er noch immer, soweit es in seinen Kräften stand, tapfer und treu für den Lebensunterhalt der Seinen, aber er war vor der Zeit - er stand in Köln in seinem 40. Lebensjahr - müde geworden, was besonders seinen älteren Kindern , die es früher anders gekannt hatten, aufs schmerzlichste empfanden. Ein gütiger Vater aber blieb er allen sein ganzes Leben lang.

Niemals klagte er vor ihnen seine Sorgen, nahm vielmehr ohne viel Worte, doch deutlich spürbar herzlichst Anteil, wenn sie auf irgend einem Gebiete Erfolg oder Mißerfolg hatten. Er strafte sie nur im äußersten Notfall und durchaus ungern, meist nur, wenn Mutter, die natürlich mit ihren 6, dann 8 und schließlich 10 lebenden Kindern bisweilen ihre liebe Not hatte, es von ihm fordern mußte.

Unsere Mutter war in allen Nöten seine festeste und treueste Stütze. Sie war voller Temperament und verlor auch in den schwersten Zeiten ihre bewundernswerte Energie nicht. Was wäre ohne sie aus den Kindern geworden? Sie wußte, auch wo es unmöglich schien, noch immer Mittel und Wege, ihnen eine gesicherte Zukunft anzubahnen. Sie kämpfte sich durch, auch wenn Vater keinen Ausweg mehr wußte. Nie aber fiel er ihr dabei in den Arm, auch wenn er sah, daß um der Kinder willen die Eltern auf alles verzichten mußten, was ihnen in ihrem unsagbar schweren Leben Erholung und Erleichterung hätte bringen können.

Erst viele Jahre später, als Vater schon im 60. Lebensjahre stand, konnte er mit der Mutter die erste Urlaubsreise seines Lebens machen. Und diese ging auch nur zu einem seiner inzwischen verheirateten Söhne. Zu mehr hätte es noch immer nicht gereicht, denn noch waren 6 Kinder unversorgt.

Endlich - am Anfang des Jahres 1880 - fand Vater eine neue Anstellung und zwar als technischer Leiter der Gasanstalt in Szegedin in Ungarn. Schweren Herzens entschlossen sich die Eltern im Januar zu der Übersiedlung von Köln nach Ungarn. Um diese zu ermöglichen, mußte Vater bei Verwandten und Freunden schwere Schulden auf sich nehmen. Über Halle ging die Reise nach schmerzlichem Abschied von den Verwandten - voraussichtlich fürs Leben - über Dresden, Wien Budapest nach Szegedin. Hier mußte die Familie im Hotel Hungaria Unterkunft nehmen auf 14 Tage, denn so lange dauerte es, bis die Möbel endlich nachgekommen waren.

Zur Bestreitung der Kosten dieses langen Aufenthaltes der achtköpfigen Familie im Gasthof mußte der Vater wiederum nicht unbedeutende Schulden machen. Er erhielt einen erheblichen Vorschuß auf sein Gehalt, was wieder schwere Sorgen mit sich brachte.

Die Gasanstalt in Szegedin war damals in den Händen eines vorwiegend jüdischen Konzerns. Dieser glaubte dem Vater Unregelmäßigkeiten und Durchstechereien zumuten zu können, die ihn, wenn er darauf einging, ständig mit Gefängnisstrafen bedroht hätten. Und so war Vater, der natürlich darauf nicht einging - und nun in fremden Lande - abermals stellenlos.

Mit Hilfe der Verwandtschaft gelang es, die Familie nach Halle/Saale zu bringen, wo ihrer wieder viele Monate bitterster Armut und Entbehrungen warteten. Vater gelang es zwar, gelegentlich kurzfristige Aushilfsstellen als Büroschreiber mit, wenn es hoch kam, 2 M Diäten zu erhalten. Einen großen Teil seiner Zeit füllten persönliche und schriftliche Stellenbewerbungen aus.

Bald war die ganze Familie wieder vollkommen unterernährt und Vater und Mutter am Rande der Verzweiflung. In jener Zeit wurde das 9. Kind geboren, der Sohn Karl, der begreiflicherweise in den ersten Jahren seines Lebens von recht schmächlicher Gesundheit war. Wie oft mußten wir damals nach der mittäglichen Mehlsuppe des Abends ohne Abendbrot zu Bett gehen. Und wo sollte die arme, selbst hungernde Mutter die Nahrung hernehmen, um ihren Jüngsten zu stillen!

Da, Anfang 1882, als die Not am größten war, erhielt Vater durch Vermittlung eines der Direktoren der Höchster Farbwerke, Dr. König, eine Anstellung bei diesem großen Unternehmen. Mit Frau König stand Mutter seit dem ersten Aufenthalt in Höchst in freundschaftlichem Verkehr.

Vater erhielt den Auftrag, für die Farbwerke eine eigene Gasanstalt zu erstellen. Er durfte sich dabei nach eigenen Wünschen eine Dienstwohnung bauen, und in ihr verlebte er mit den Seinen einige friedlich gesicherte Jahre.

In Höchst a.M. wurde das 10. und das 11. Kind - Emil und Bertha - geboren.

Aber der freundliche Gönner, Dr. König, starb ganz unerwartet im Jahre 1886. Es läßt sich nicht mehr ausmachen, weshalb dadurch Vater seine Stellung verlor. Kurz, abermalige Erwerbslosigkeit und Elend war die Folge.

Nach einigen Monaten fand sich eine neue Stelle in Weißenfels, wo Vater als technischer Leiter in die kleine Maschinenfabrik von Kügler eintrat.

In Weißenfels erblickte das 12. und jüngste Kind, Marie, das Licht der Welt.

Als die Fabrik in kurzem nach Erfurt verlegt wurde, folgte ihr der Vater mit seiner Familie dorthin, um aber sehr bald schon seine Stellung in dem offenbar schlecht gehenden Geschäft zu verlieren.

Wieder zog Sorge und Not in die Familie ein. Nach schweren Monaten gelang es Vater, in der Maschinenfabrik von Schmidt Kranz u. Komp. in Nordhausen a.N. als Betriebsingenieur unterzukommen. Aber schon nach wenigen Monaten war er aus heute nicht mehr festzustellenden Gründen wieder erwerbslos. Die darauf folgende Zeit - wieder waren es Monate - in Nordhausen gehörte zur qualvollsten im Leben der Eltern. Vater war unterdes 48 Jahre alt geworden und die Aussicht auf eine neue Anstellung deshalb nur noch gering.

Gott-sei-dank aber gelang es ihm doch noch einmal, als technischer Leiter des Betriebes auf der Fabrik Webau bei Weißenfels angenommen zu werden, die zu der großen Firma A Riebecksche Montanwerke A.G. gehörte. Und damit erreichte die Odyssee des schwer geprüften Mannes glücklich ihr Ende.

Es waren 12 Jahre voll Abstieg und Aufstieg und wieder Abstieg, voll Hoffnung und Verzweiflung, voll Hunger und Sorge für die Eltern vergangen. Nun war für die nächsten 22 Jahre ein, wenn auch nicht hohes, so doch gesichertes Einkommen vorhanden.

Und bei der Sparsamkeit und Bedürfnislosigkeit, an die sich die Eltern seit langem hatten gewöhnen müssen, war es sogar möglich, nach und nach die Schulden der Hungerjahre abzutragen. Und so hätte Vater - abgesehen von dem unvermeidlichen "Hofjungenärger" im Beruf - eine geruhigen und stilles Leben führen können.

Aber leider ließ Mutters Gesundheit in dieser Webauer Zeit oft viel zu wünschen übrig. Sie mußte wiederholt im Laufe der Jahre ernste Operationen über sich ergehen lassen, die den Eindruck eines Kampfes der Ärzte gegen eine unheilbares Leiden machten. Doch zum Glück erwiesen sich - wenn auch erst nach langen Jahren der schwersten Sorge - diese Befürchtungen als grundlos.

Dafür stellten sich bei unserem Bruder Hans seit seinem 20. Lebensjahr schwere epileptische Anfälle ein, so daß die Herzen der Eltern und der Geschwister dadurch stark belastet wurden. Hans erlag am 21.11.1901 einem Herzschlag. Von den übrigen Kindern aber ging ein jedes seinen geraden Weg ins Leben hinein, so daß von dieser Seite her den Eltern keine große Sorge erwuchs.

Jetzt konnten sie es sogar ermöglichen, in Zeiten, wo es ihre Gesundheit erlaubte, hier und da eine bescheidene Erholungsreise zu unternehmen. So flossen die Jahre im ganzen erträglich dahin, bis sich im Jahre 1908 bei Vater Anzeigen eines ernsten Herzleidens zeigten. Ein Kuraufenthalt in Bad Orb brachte vorübergehend Besserung. Aber schon 1910 sah er sich gezwungen, aus seinem arbeitsreichen Leben im Alter von 70 Jahren in den wohl verdienten Ruhestand zu treten. Die letzten Monate in Webau wurden ihm durch die Herzlosigkeit eines Vorgesetzen so vergällt, daß ihm das Scheiden aus dem lieb gewordenen Berufe sichtlich erleichtert wurde.

Zu Ende des Jahres 1910 siedelte er mit der Mutter und der jüngsten Tochter - die anderen Kinder waren mittlerweile alle für immer aus dem Vaterhause ausgeflogen - nach Halle/Saale über.

Glücklicherweise war während seiner Webauer Jahre bei den Riebeckschen Montanwerken eine Beamten-Ruhegehaltskasse gegründet werden, der er sich hatte anschließen dürfen. Das war für die damalige Zeit etwas durchaus nicht gewöhnliches. Das Ruhegehalt war zwar nicht hoch, aber mit der selbstverständlichen Beihilfe von einigen ihrer Kinder war es den Eltern doch vergönnt, noch einige sorglose Jahre zu verbringen.

Tägliche kleine Spaziergänge, sowie besonders der Besuch von Konzerten im Zoo und in Bad Wittekind waren Vaters erholsamste Freude. In seiner großen Bescheidenheit erklärte, diese Zeit in Halle seien die schönsten Jahre seines Lebens gewesen.

Sein Herzleiden quälte ihn glücklicherweise nicht mehr, machte aber doch leider merkliche Fortschritte. So erlag er am 29. Februar 1912 nicht unerwartet einen Schlaganfall, der ein Leben voll Arbeit und Pflichttreue, voll Hoffnungen, Enttäuschungen und Sorgen, aber auch voll Erfolg in seiner Berufsarbeit und in seinem treuen selbstlosen Bemühen um seine Familie abschloß.

Unsere Mutter, seine tapfere Lebenskameradin, überlebte ihn ungeachtet ihrer einst so schwankenden Gesundheit um 21 Jahre. Beide leben sie unvergeßlich in den Herzen ihrer dankbaren Kinder fort.


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  © Janine Grulich November 2001

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